Charles Koechlin(1867–1950)1867-11-27Paris, Frankreich1950-12-31Rayol-Canadel-sur-Mer, Frankreichmale
Sonate, op. 53, für Bratsche und Klavier
https://music4viola.info/werk-info/2/Koechlin%20C./sonate-op-53-fuer-bratsche-und-klavier
Besetzung
Bratsche, Klavier
Klassifikation
Originalbesetzung
Informationen
Als Charles Koechlin (1867-1950) im Jahr 1902 eine Bratschensonate skizzierte, gab es wenig, worauf er zurückgreifen konnte. Er hatte erst spät zu komponieren begonnen. Erst nach einer Ausbildung zum Offizier, einer ernsthaften Krankheit (TBC) und seinem Entschluss, sich doch lieber der Musik zuzuwenden, begann er ein Studium am Pariser Konservatorium. Seit 1890 schrieb er vor allem Lieder in einem etwas üppigen Stil, verwandt mit Massenet und Fauré. Seine Skizzen für Orchesterwerke oder Kammermusik brachten nur wenige Ergebnisse, die er gutheissen konnte. Erst 1911 meinte er, nun in der Lage zu sein, eine Reihe von Sonaten in Angriff zu nehmen. Inzwischen war Koechlin mit javanischer Gamelan-Musik in Kontakt gekommen, analysierte neue Werke seiner Zeitgenossen Debussy und Ravel und vertiefte sich in Erzählungen von Rudyard Kipling. In aller Ruhe entwickelte er eine ganz persönliche, abenteuerliche Musik, die von Staunen, Neugier und einer starken Sehnsucht nach unberührter Natur gekennzeichnet ist.
Die Bratschensonate op. 53 war auf dem Gebiet der Kammermusik ein wichtiger Fortschritt, möglicherweise auch sein bestes Werk aus diesen Jahren. Nach zehn Jahren nahm er die früheren Skizzen einer unvollendeten Sonate wieder zur Hand und vollendete sie 1915. Die vier Teile - Adagio (Très lent), Scherzo (Allegro molto animato et agitato), Andante (Presque adagio) und Finale (Allegro très modéré mais sourdement agité) - zeigen Koechlins stetigen Fortschritt und auch treffsichere Entwicklung. Übrigens stützt sich das Finale der Sonate auf frühere Skizzen, die ihren Weg in das Lied Sur la grève (op. 28,1) fanden. Seit 1912 arbeitete er ununterbrochen an mehreren Kammermusikwerken gleichzeitig: dem ersten Streichquartett (op. 51), der Flötensonate (op. 52), der Bratschensonate, dem zweiten Streichquartett (op. 57) und der Oboensonate (op. 58). Als er die Bratschensonate beinahe vollendet hatte, teilte er seinem Kollegen und Freund Darius Milhaud mit, dass das Werk «finster und zugleich intim» sei. Was das betrifft, passte das gut in die allgemeine Stimmung während des Ersten Weltkriegs, an dem Koechlin und seine Frau als Sanitäter beim Roten Kreuz beteiligt waren.
Koechlin war jedoch besorgt, ob Milhaud, dem er seine Bratschensonate gewidmet hatte und der, obwohl als Geiger ausgebildet, am 27. Mai 1915 die Uraufführung spielte, sich nicht durch den Tiefgang beschwert fühlen würde. Milhaud hingegen genoss das neue «Meisterwerk», aber Charles Koechlin zweifelte noch immer. Die grossen Linien, die komplexe Rhythmik, die dramatischen Kontraste waren vielleicht besser geeignet für eine andere Besetzung: ein Klavierquintett oder eine Cellosonate oder sogar ein Orchesterwerk. 1926 spielte er noch mit dem Gedanken, die Sonate zu orchestrieren: Glücklicherweise ist er nicht mehr dazu gekommen. Leo Samama
Gattungen
Sonate, Duo
Literatur
• Ewald · Directory «Musik für Bratsche», CH, 2013
Verlag
• Senart, 1923
Mediathek